“Kein Zwanni” nun auch in England

Aus Sicht von Stadiongängern gab es in den letzten Jahren wenig im englischen Fußball, das einen zu Begeisterungsstürmen hinreißen würde. Ganz weit vorne auf der Liste des Übels: Abschaffung der Stehplätze und stetig steigende Ticketpreise. Die Folgen hierfür sind für Fans auf der Insel fatal. Das Durchschnittsalter der Stadiongänger ist deutlich nach oben gegangen. Junge Menschen und Normalverdiener können sich den Stadionbesuch kaum noch leisten und verfolgen Spiele überwiegend im Pub. Mit weitreichenden Folgen: Die englische Fankultur – über Dekaden maßgeblich in Europa – liegt am Boden. Doch nun regt sich auch in England Widerstand. Unter der Führung der nationalen Fanorganisation Football Supporters Federation (FSF) wurde die Kampagne “Twenty´s plenty for away tickets” ins Leben gerufen.

Eine Woche nach dem ersten Treffen in Manchester kam es am 31.01. zu einem Treffen in London, zu dem auch die deutsche “Kein Zwanni – Fußball muss bezahlbar sein”-Kampagne einen Vertreter entsandte. Dies war uns unter zwei Aspekten wichtig: Erstens natürlich, um den englischen Fans unsere Solidarität zu versichern, aber auch weil wir merken, dass das Thema “Ticketpreise” in europäischer Kooperation gelöst werden muss. Denn inzwischen zeigen die Vorstände deutscher Vereine immer öfter nach England, um von den Ticketpreisen in Deutschland abzulenken. Dabei sind die im Sitzplatzbereich inzwischen sehr oft auf zumindest beinahe englischem Niveau. Sieht man vom Extrembeispiel Arsenal ab, muss sich die Bundesliga kaum noch ihres sozialen Preisgefüges rühmen. Die Differenz liegt lediglich in den Stehplätzen, bei denen aber auch immer hemmungsloser zugeschlagen wird.

Deswegen kann es nur gut sein, wenn es auch in einem anderen Land eine Kampagne gibt und man sich bei Ideen und Informationen austauschen kann. Neben der FSF spielt die Liverpooler Fangruppe “Spirit of Shankly” eine tragende Rolle und zeigt sich sehr aktiv und kreativ. Relativ neu im Rennen ist das Fanzine “Stand AMF (against modern football), das es zu schaffen scheint, der jungen Fangeneration eine Stimme zugeben.

Beim Treffen in London war durchaus zu merken, dass die englischen Fans aus einer gewissen Resignation erwachen müssen, aber bereit sind, das zu tun. Immer wieder wurde bewundernd der hohe Organisationsgrad deutscher Fans hervorgehoben. Es zeigt sich am Beispiel England deutlich, wie wichtig die Forderung “Fußball muss bezahlbar sein” ist. Denn wenn wir nicht aufpassen, haben wir bald dieselben Bedingungen. Ihr habt zwei Möglichkeiten: Sucht Euch schon mal eine Kneipe aus oder kämpft gemeinsam für faire Ticketpreise.

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