Kein Zwanni in Leverkusen

Sicherlich habt Ihr Euch alle schon über das neue Preismodell von Bayer Leverkusen geärgert. Wie einige andere Vereine bereits praktizieren, werden auch dort mit Saisonbeginn die Ticketpreise in drei Kategorien unterteilt. In der günstigsten Kategorie C kostet der Stehplatz 10 Euro, in Kategorie A mit 18 Euro satte 80 Prozent mehr. Bei den Sitzplätzen oberhalb des Stehplatzblocks wird bei Topspielen der dreifache Preise gegenüber Kategorie C ausgerufen. Die teuersten Sitzplätze schlagen hier mit 76 Euro zu Buche. Von der Kategorie A betroffen sind, natürlich neben den Heimfans der Werkself, die Fans von Bayern München, Schalke, Mönchengladbach, Düsseldorf und Dortmund – also knapp ein Drittel aller Heimspiele. Eine Maßnahme, die in Umfang und Höhe schlichtweg nicht akzeptabel und ein Schlag ins Gesicht aller Fans ist, die ihre Mannschaft auch auswärts regelmäßig unterstützen.

Dennoch wird es von “Kein Zwanni – Fußball muss bezahlbar sein” keinen offiziellen Boykottaufruf zu diesem Spiel geben. Auch wenn es hier, wie leider mittlerweile bei vielen Vereinen der ersten Bundesliga, durchaus angebracht wäre. Einerseits hat der deutsche Fußball mit “12:12 – Ohne Stimme keine Stimmung” erst zum Ende der letzten Rückrunde die größte Protestaktion des Profifußballs erlebt und der Wunsch bei vielen Fans ist groß, sich wieder ausschließlich auf die Unterstützung der eigenen Mannschaft zu konzentrieren. Andererseits ist uns aber auch bewusst, dass Protestaktionen und Boykotte nur Initialzündungen sein können. Das haben wir insofern schonmal geschafft, als dass das Problem steigender Ticketpreise und der Unmut vieler Fans überhaupt erst einmal wahrgenommen und thematisiert wurde. Ein richtiger und wichtiger Schritt. Noch wichtiger allerdings ist, dass auch bei uns allen ein Umdenken einsetzt. Langfristig bringt es nichts, wenn wir punktuell gegen horrende Preise an den Ticketschaltern aufbegehren, diese Preise aber in vielen anderen Fällen mit geballter Faust in der Tasche zahlen.

Wirklich erfolgreich kann die Kampagne nur werden, wenn sich jeder Einzelne überlegt, was er bereit ist, für ein Fußballspiel zu zahlen und dann auch danach handelt. Wir wollen ein Preisbewusstsein bei jedem von Euch schaffen, statt immer wieder und wieder zu Boykotten und Protesten aufrufen, während volle Kurven bei anderen Spielen den Vereinen zeigen, dass eben doch noch etwas rauszupressen ist. Gelingt das nicht, müssen wir uns alle eingestehen, dass wir letztendlich doch nur Rückzugsgefechte führen.

Gladbach, Düsseldorf und Schalke haben es vorgemacht – diese Spiele in der BayArena waren, trotz der überschaubaren Stadionkapazität, nicht ausverkauft. Ein gutes Zeichen dafür, das nicht nur den Verantwortlichen von Bayer Leverkusen eine Warnung sein sollte. Es sollte auch gleichzeitig ein Denkanstoß für uns alle sein. Wenn wir am Ticketschalter stehen und trotz solcher Preise unser Portmonee zücken, nehmen wir auch immer eine kleine Abstimmung vor, ob der Fußball als Volkssport erhalten bleiben, oder die Preisspirale von den Vereinen weiter gedreht werden kann. Wir rufen nicht zu einem Boykott des Auswärtsspiels in Leverkusen auf – wir bitten Euch einfach nur, darüber nachzudenken und Euch zu überlegen, wo Eure Grenzen sind.

Kein Zwanni – Fußball muss bezahlbar sein!

Halbwissen und Unwahrheiten zu den Ticketpreisen in FFM oder “Wer im Glashaus sitzt…”

Die “Kein Zwanni” AG Mainz dokumentiert den Kommentar der “Meenzer Metzger 1999″ zu den Reaktionen auf den offenen Brief an die “Eintracht Frankfurt Fussball AG”.

 

Die Tage wurde ein offener Brief der “Kein Zwanni” -AG Mainz zu den überteuerten Eintrittspreisen bei unserem Gastspiel in Frankfurt veröffentlich. Wer sich dazu die Kommentare im Eintracht-Forum durchlest, kann eigentlich nur mit dem Kopf schütteln. Natürlich schreiben da, wie in allen öffentlichen Foren auch sehr viele Idioten. Trotzdem sind die Argumente schon hanebüchen.

Argument 1: Die Heimfans zahlen doch auch den Aufschlag.

Das stimmt, aber im Gegensatz zu den Auswärtsfans hätten sich die Heimfans, wenn sie so glühende Anhänger sind, auch mit Dauerkarten ausstatten können. Dadurch werden vor allem die Rosinenpicker unter den Heimfans bestraft. Allerdings trifft der Aufpreis exakt 100 % aller Gästefans. Es gibt, außer der Option daheim zu bleiben, keine Möglichkeit dem zu entgehen.

Argument 2: Der Fahrpreis ist inklusive. 

Das stimmt. Allerdings nur, wenn man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anreist und mindestens im Umkreis wohne. Eine alternative Anreise ist dabei ausgeschlossen.
Übrigens: Die Behauptung, mit der Mainzer Eintrittskarte könnte man nicht mit den ÖPNV reisen stimmt übrigens auch nicht. Das betrifft nur die Karten, die zu Hause ausgedruckt werden können.

Argument 3: Der Mainzer Supportbereich kostet ja auch um die 18-20 Euro. 

Stimmt. Allerdings ist der Supportbereich nicht die billigste Kategorie im Stadion am Europakreisel. Dabei handelt es sich eigentlich um Sitzplätze, die vom Verein zu günstigen Konditionen abgegeben werden, um mehr Fans weiterhin einen Stadionbesuch im Stehen zu ermöglichen. “Echte” Stehplätze kosten bei uns 12,50 Euro. Ohne Dauerkarte fällt eine Gebühr von einem Euro an.

Argument 4: Es würden ja auch sonst nicht mehr mitkommen. 

Möglich. Aber reine Spekulation. Wer den Brief allerdings nur als Entschuldigung für einen möglicherweise leeren Block verstehen will, hat von der Wichtigkeit des Themas keine Ahnung.

Argument 5: Die Karten kosten ja eigentlich nur 18 Euro plus einen Euro Vorverkaufsgebühr. 

Das stimmt. Teuer genug ist es trotzdem. Wer jetzt allerdings meint, den Euro für den Vorverkauf könnte man sich ja auch sparen: Pech gehabt. Für Eintrittskarten an der Tageskasse fallen sogar 2 Euro Gebühr an.

Argument 6: Die Mainzer machen es ja bestimmt auch so. 

Wäre schlimm genug, stimmt aber auch nicht. Mainz 05 ist einer der wenigen (wenn nicht sogar der einzige) Vereine, der komplett auf Topspielzuschläge verzichtet. Unter anderem ein Verdienst der Kommunikation zwischen Fans und Verein.

Liebe Frankfurter, ihr werft uns Mainzer ja gerne vor, auch im Verlauf eurer Forumsdiskussion zu diesem Thema, keine Fankultur zu haben.
Wer aber selbst offensichtlich so wenig Interesse und Verständnis für Faninteressen – und sei es nur vom ungeliebten Nachbarn – aufbringen kann, dass er im sprichwörtlichen Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.

 

Offener Brief der Kein-Zwanni-AG Mainz an Eintracht Frankfurt

Sehr geehrte Damen und Herren der Eintracht Frankfurt Fußball AG,

obgleich Frankfurt schon lange als Stadt des Geldes weltbekannt ist, mussten sich doch viele Fans von Mainz 05 verwundert die Augen reiben, als sie in den vergangenen Wochen Karten für das anstehende Spiel bei der Eintracht erwarben. Stattliche 19 Euro, inkl. Vorverkaufsgebühr, sollte man für einen Stehplatz berappen – Topspielzuschlag! Eine Maßnahme, die man so nicht erwarten konnte und die laut Ihrer Homepage wohl jeder Zeit („spätestens mit Verkaufsstart“) vorgenommen werden kann.

Natürlich ist uns bewusst, dass es sich bei diesem Spiel um ein prestigeträchtiges Duell handelt. Doch wie rechtfertigen Sie den Preisanstieg anlässlich eines solchen Spiels? Kann der Derbycharakter irgendetwas garantieren, das einen solchen Zuschlag legitimiert? Feineren Fußball? Mehr Tore? Eine angenehmere An- und Abreise? Unserer Ansicht nach nicht! Abgesehen davon gibt es keine sozial zu verantwortenden Gründe für einen solchen Preiszuschlag.
Auch beunruhigend war der Blick auf die Ticketpreise der letzten Jahre und deren Entwicklung! So bezahlten wir vor zwei Jahren noch 15€ für das Spiel bei der Frankfurter Eintracht, was ebenfalls nicht wenig ist und bereits damals über dem Durchschnittspreis für einen Auswärtsstehplatz lag.

Kleine Notiz am Rande: vor vier Jahren fuhren wir zu einem Spiel unserer 05er gegen einen anderen Verein Ihrer Stadt und kamen für 5 Euro ins Stadion!

Um es auf den Punkt zu bringen: Ihr Topspielzuschlag widerspricht ganz und gar der Vorstellung von einer sozialen Preisgestaltung! Werden Sie sich Ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst, die der Volkssport Fußball mit sich bringt! Die Stadien sind sozialer Begegnungsraum, in dem sich Menschen aller Herkunft und aller Gesellschaftsschichten treffen! Mit einem Ticketpreis von 19 Euro schließen Sie bereits Teile der Gesellschaft aus!

Es muss auch in Ihrem Interesse liegen, dass junge Leute an unseren geliebten Sport herangeführt werden können, dass sich auch Familien und Menschen mit geringem Einkommen in Zukunft den Stadionbesuch noch leisten können, dass sich die Kurven nicht leeren und die einzigartige Stimmung (die in Frankfurt durchaus zu Recht hoch gelobt wird!) in Ihrem, in unserem und in allen Stadien fortbesteht!

Uns bleibt zu hoffen, dass Sie sich unsere Worte zu Herzen nehmen und sich darüber Gedanken machen, wie unsere Kurven in Zukunft aussehen sollen!

Mit freundlichen Grüßen,

Kein-Zwanni-AG Mainz

Infos/Fragen an KeinZwanni@Szene-Mainz.de